Beim Einsatz der Kettensäge fügt sich ein THW Helfer eine stark blutende Wunde zu. Jetzt gilt es sofort das Richtige zu tun, aber wo ist die passende Erste Hilfe Ausrüstung? Wie mache ich draußen einen systematischen Bodycheck ohne die verletzte Person komplett zu entkleiden und damit wichtige Wärmepolster zu verlieren? Habe ich auch nichts Wichtiges vergessen oder übersehen beim Bodycheck? Wie packe ich die verletzte Person zum Wärmeerhalt in die Rettungsdecke ein, so das die Decke auch noch die nächste halbe Stunde durch unwegsames Gelände da bleibt wo sie hin soll? Wie übergebe ich die verletzte Person an den Rettungsdienst, so, dass dieser auch genau weis was ich schon alles getan und festgestellt habe?
Diese und viele andere Fragen veranlassten uns dazu im Bereich der Ersten Hilfe über den Tellerrand zu schauen um zu sehen wie und was machen die „anderen“? Man muss ja das Rad nicht neu erfinden.
Denn diese eigentlich sehr wichtigen Fragen wurden bisher in den Standard Erste Hilfe Kursen nicht behandelt. Die Höhenrettung, eigentlich das gesamte THW, steht aber oft vor der Situation das dort wo wir arbeiten und retten der Rettungsdienst nur bedingt hinkommt oder aber der Faktor Zeit ist einfach zu lang für manche Verletzungsmuster.
Daher haben wir uns im Bereich der militärischen Ersten Hilfe einmal umgesehen und bei der DLRG Andernach jemanden gefunden der uns die Grundsätze in der Praxis erläutert. Nachdem in der Theorie verschiedene Aspekte und Materialien zur Stillung von stark blutenden Wunden erläutert und das sog. (C)ABCDE Schema dargestellt wurde, diese Vorgehensweise spiegelt die aktuellen Richtlinien in der Notfallmedizin wieder, ging es nun daran das gelernte in der Praxis umzusetzen.
Das (C)ABCDE Schema beschreibt dabei die Vorgehensweise um bei einer verletzten Person schnell und systematisch eine Bodycheck und die entsprechenden Maßnahmen durchzuführen.
Es wurde dann der komplett Ablauf vom Auffinden einer Person mit folgendem Bodycheck über den wirksamen Wärmeerhalt, Anlegen einer Beckenschlinge bis zur Umlagerung und Fixierung auf ein Spineboard durchgespielt und verschiedene weitere hilfreiche Tipps aus der Praxis für die Praxis erläutert.
Im Anschluss daran gab es dann noch vom DRK einen weiteren sehr lehrreichen Vortrag über chirurgische Notfälle wie z. B. verschiedene Brüche.
Das Gelernte wurde dann im Rahmen einer Einsatzübung noch einmal in die Tat umgesetzt. Dabei ging es darum eine Person zu suchen, entsprechend zu versorgen und an eine Stelle zu transportieren wo der Regelrettungsdienst die weitere Versorgung bzw. Transport übernehmen kann.
Es wurde neben den Themen Bodycheck, Schienung eines Knochenbruches, Betreuung und der extrem wichtige Wärmeerhalt auch verschiedene Möglichkeiten zum Überwinden von Hindernissen mit der Trage angewendet.
Alles in Allem waren es sehr praxisorientierte Tage und alle Teilnehmer sind sich einig im Bereich der Ersten Hilfe einen weiteren Weg einzuschlagen um Dinge aus der Praxis für die Praxis zu erlernen.
Als ersten Schritt wollen wir im THW OV Bendorf eine einheitliches, persönliches Erste Hilfe Set einführen damit JEDER, SOFORT im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe die Themen Eigenschutz, Wärmeerhalt und das Stoppen von stark blutenden Wunden ohne Zeitverlust abdecken kann.
Da es sehr viele neue aber durchweg sinnvolle Eindrücke gab, gilt es jetzt daraus ein Gesamtpaket zu erstellen und die Helfer entsprechend schulen.
Ein großes „Dankeschön“ an Patrick Hübner von der DLRG Andernach, Michael Reichert und Ingo Hahn vom DRK Bendorf und Markus Anton vom DRK Duisdorf für die Zeit und Mühe die ihr euch gemacht habt um uns in dem bisher sehr stiefmütterlich behandelten Bereich weiter zu bringen und neue Denkweisen zu schaffen.
Auf weiterhin gute Zusammenarbeit!